Er wollte nur Zigaretten holen gehen und schwupp die wupps war er weg- ließ Frau und Kinder im Stich und hatte dann noch nicht einmal den Anstand in der Hose sich offiziell zu trennen. Egal was passiert sein konnte, ist es nicht verständlich wie das eigene Unwohlgefühl einen gestandenen erwachsenen Mann dazu bringen kann, sich mit einer vorgeschobenen Ausrede aus dem Staub zu machen. Frau und Kind blieben ahnungslos zurück und dachten erst nach einer gewissen Zeit, dass der Weg zum Zigarettenautomat doch nicht so weit sein kann. Sorge, ob ihm wohl etwas zugestoßen war, über Ärger, dass er wie immer nicht an sein verdammtes Handy ging waren die nacheinander eintretenden Emotionen. Und irgendwann kam dann die SMS, die der Feigheit noch eins obendrauf setzte.
Es tut mir Leid, ich kann nicht mehr. Brauch ein bisschen Zeit zum Nachdenken, du machst mich einfach nicht mehr glücklich. Pass auf die Kleine auf, ich melde mich wieder.
Bumms ein Stich ins Herz. Trauer und Wut, was bildet sich dieser Mistkerl eigentlich ein? Ausgerechnet jetzt mich mit der Kleinen im Stich zu lassen. Dann auch noch mir die Schuld in die Schuhe zu schieben… Er wollte doch nicht mit mir reden und war grundsätzlich jedes Wochenende bei seiner Lieblingsmannschaft. Sie brachte es nicht übers Herz ihrer Kleinen zu sagen, dass Papa heute nicht wieder kommen wird, auch morgen nicht. Stattdessen, log sie sie an, erzählte, dass Papa noch mit seinen Kumpels in die Kneipe gegangen sei. Als sie dann schlief, brach alles über die frischverlassene herein. Sie ärgerte sich vor allem über sich selbst, standen doch bislang schon einige Zeichen gegen eine Zukunft mit ihm. Dass er sich so feige aus dem Staub machte war das erste Mal. doch wirklich auf ihn verlassen konnte sie sich auch bislang nicht. Weder damals als sie mit einer dicken Grippe im Bett lag und er statt ihr Tee und Suppe zu machen spontan zu seiner Mutter flüchtete (Weißt du, ich kann nun echt keine Ansteckung gebrauchen, da musst du nun echt alleine durch), noch bei Mias Geburt, als er seine eigene Krankenhausabneigung nicht ablegen wollte und erst nach der Geburt zu besuch kam. Wie konnte ich das nur nicht früher schnallen? Selbstvorwürfe machten, dass es ihr noch schlechter ging. Alleinerziehend, kurz vor der Menopause und ein Häufchen Selbstmitleid. Klasse, wie der Herbst anfing.
Was wie aus einem schnulzigen Klassiker klingt, passiert leider auch heute noch viel zu oft. Im Nachhinein ist man natürlich oft schlauer, nur macht das überhaupt nichts besser. Hilft es nicht die eigene Scham, davor so erniedrigend abgesägt worden zu sein, zu mindern. Hilft nicht dabei, wieder Positives im Leben zu finden und nicht erbittert, beziehungsgestört durch die Gegend zu schwanken, völlig aus der Rolle. Dann noch das Mitleid der Verwandten, bekannten und überhaupt jeder Person die das Unaussprechliche mitbekommen hat.